24. November 2020

Künstliche Intelligenz im Business – Künstliche Intelligenz als Business.

MCI Livetalk mit Anastassia Lauterbach, Unternehmerin, Multi-Aufsichtsrätin, Expertin für Künstliche Intelligenz und Cybersecurity, London & Deutschland

 

Anastassia Lauterbach (re.) im Gespräch mit MCI-Rektor Andreas Altmann. Foto:MCI
Anastassia Lauterbach (re.) im Gespräch mit MCI-Rektor Andreas Altmann. Foto:MCI

Als gebürtige Russin kam Lauterbach mit Studienabschlüssen in Linguistik, Slawistik und Psychologie, sowie sechs Sprachen mächtig, als Wirtschaftsmigrantin nach Europa. Lauterbach erklärt, dass sie in ihrer Karrierelaufbahn nie strategisch vorgegangen ist, sondern stark von Personen, mit denen Sie gearbeitet hat, beeinflusst wurde, unter anderem von Apple-Gründer Steve Jobs. Auch interdisziplinär, also fachbereichsübergreifend, zu arbeiten war eine der besten Möglichkeiten, welche sich ihr boten und die sie nutzte. In diesem Kontext betont Lauterbach: „Bildung ist etwas Anderes als Ausbildung. Studierende erhalten gerade eine Ausbildung, Bildung untersteht der eigenen Sache.“

Künstliche Intelligenz in der Industrie – Chancen und Risiken

So kam Lauterbach über Umwege zu ihrem Forschungsschwerpunkt der Künstlichen Intelligenz (KI). Lauterbach betont dabei, dass es sich bei Künstlicher Intelligenz um fundamentale Forschung der Mathematik aus den 30igern und 40igern handelt, welche nun in angewandter Forschung Verwendung findet.

Künstliche Intelligenz durchdringt mittlerweile fast allen Sparten. Unternehmen betreiben mittels künstlicher Intelligenz Forecasting, optimieren Prozesse oder bauen Roboter, um den vorherrschenden Fachkräftemangel ausgleichen zu können. Interessante Beispiele für die Unternehmenswelt finden sich z.B. in medizinischen Einrichtungen. So werden in Japan Personen schon von Robotern gepflegt. Im Silicon Valley ging man sogar soweit, diese Roboter als Teddybären zu verkleiden. Diese Entwicklungen bieten Chancen für das überlastete Gesundheitssystem – welche jedoch mit Vorsicht zu genießen sind.
Denn künstliche Intelligenz birgt auch viele Risiken. Als Beispiel erwähnt Lauterbach, dass in Kalifornien Maschinen juristische Urteilssprüche erstellen. So kann es passieren, dass eine Person schuldig gesprochen wird, nur weil sie in einem Bezirk lebt, wo eine hohe Kriminalitätsrate herrscht.
Kritisch steht Lauterbach auch der internationalen Datengenerierung gegenüber. So kristallisiert sich das Gesundheitssystem in China immer mehr als Marktführer heraus und erstellt dabei Unmengen an Daten, welche in Europa noch fehlen. Doch können diese Daten aus China auch in Europa angewandt werden? Oder gibt es doch zu viele Unterschiede in der Genetik, den Umwelteinflüssen u.Ä.?
Hier wird schnell klar, Ethik spielt in der Anwendung von KI eine große Rolle. Eine globale Lösung zu finden, gestaltet sich jedoch als schwierig, denn vieles, was in Europa als ethisch korrekt angesehen wird, hat in Asien keinen Bezug und umgekehrt. Ethik kann somit ohne zeitlichen und geographischen Bezug nicht funktionieren.

„Technik ohne menschliche Intelligenz geht nicht“

Das betont Lauterbach immer wieder. Das System ist zu fehleranfällig. Denn im Endeffekt handelt es sich bei KI nur um Mathematik. Die menschliche Intelligenz fehlt bei KI, vor allem bei der Dateninterpretation. In diesem Zusammenhang zitiert Lauterbach Picasso: „Computer sind absolut doof, denn sie geben nur Antworten“. Zur Untermauerung dieser Aussage erzählt Lauterbach eine Anekdote: sie machte ein Bild von vier Möwen auf einem Parkplatz. Zufällig saßen die Möwen auf den Strichen der Parkplatzumrandungen. Dieses Bild gab Lauterbach in einen Computer ein und fragte nach der Wahrscheinlichkeit, wo die fünfte Möwe, welche sich gerade im Anflug befand, landen würde. Der Computer errechnete eine exakte Antwort. Fakt ist jedoch, dass wir nicht wissen können, wo die Möwe landen wird.
Somit wird klar, KI braucht die menschliche Intelligenz, um die Ergebnisse interpretieren zu können.

Europa und künstliche Intelligenz

Die sogenannten ‚Big Player‘ der KI wie Amazon, Google oder WeChat sind derzeit in den USA und China angesiedelt. Doch wie positioniert sich Europa? Lauterbach empfiehlt dabei, die Big Players wie Amazon und Google nicht zu kopieren, sondern sich auf derzeitige Lücken zu konzentrieren, die noch am Markt herrschen. So sieht sie z.B. Spielraum darin, Datenmengen für KMUs zur Verfügung zu stellen. Denn oft fühlen sich die kleineren Unternehmen außer Acht gelassen und wissen nicht, wie sie heute noch mithalten können. Dabei gibt Lauterbach Unternehmerinnen und Unternehmern den Tipp, vernetzend zu denken. Was möchte man mit der Anwendung von künstlicher Intelligenz und Daten erreichen? Welche Probleme möchte man damit lösen? Hier könnte Europa kreative Lösungen bieten, solange vorausschauend gedacht wird.

Lauterbach sieht einen weiteren Handlungsbereich der EU darin, Technology und Data Literacy vermehrt in die Schulen zu bringen. Denn heutzutage kann jede Unternehmerin und jeder Unternehmer einen Finanzbericht lesen, bei Open Source schleicht sich jedoch schnell Verzweiflung ein. Hier gäbe es Potenzial für die EU, vorausschauend zu agieren.

Kontakt
Mag. Bettina Stichauner | Leiterin Alumni Center Alumni & Friends
Mag. Bettina Stichauner Leiterin Alumni Center +43 512 2070 - 1710
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