30. Juni 2020

Leadership in turbulenten Zeiten.

MCI Livetalk mit Sindi Mabaso-Koyana, Unternehmerin, Investorin, Frauenförderin, Südafrika

 

Sindi Mabaso-Koyana (re.) im Gespräch mit MCI-Rektor Andreas Altmann. Foto:MCI
Sindi Mabaso-Koyana (re.) im Gespräch mit MCI-Rektor Andreas Altmann. Foto:MCI

Die gegenwärtige weltweite Krise, ausgelöst durch die Covid-Pandemie, könne nur durch Leadership bewältigt werden, postulierte die Südafrikanerin Sindi Mabaso-Koyana beim Livetalk am MCI. Sindi Mabaso-Koyana ist Unternehmerin, Investorin, Frauenförderin und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Südafrikas im Zuge der Transformation seit Abschaffung der Apartheid.

Aufgewachsen in der Zeit der Apartheid, einem extrem schwierigen und herausfordernden Umfeld für die schwarze Bevölkerung, erzählt sie von ihrer starken Mutter: „Ich war gesegnet mit meiner Mutter, die mir Disziplin und erstaunliche Werte beigebracht hat: harte Arbeit, Fairness, Respekt, Bescheidenheit, die richtigen Dinge zu tun, auch wenn gerade niemand hinsieht“. Heute würde man dies wohl Leadership und Integrität nennen, spannt sie den Bogen in die Gegenwart. So war denn auch ihr Weg eine Reise, sie war immer davon getrieben, die Hindernisse zu überwinden, die ihr in ihrem Land im Weg standen. Ihr Denken sei immer davon geprägt gewesen, dass sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen für die Menschen in ihrer Gemeinschaft einsetzen wollte. Bekannt wurde Sindi Mabaso-Koyana nicht zuletzt durch die Gründung der African Women Chartered Accountants (AWCA) Investment Holding Company, einer mittlerweile bedeutenden Investmentgesellschaft. Doch hier stand zunächst ein ganz anderer Gedanke im Vordergrund: Ein Netzwerk zur Förderung von Frauen zu gründen. Darauf komme es ihr ganz wesentlich an: Dass es nie um sie selbst ginge, sondern um den Aufbau von Gemeinschaften.

Die aktuelle Covid-Pandemie wirke als Gleichmacher für die Menschheit, sie nehme keine Rücksicht auf Hautfarbe oder Herkunft und könne helfen, die großen Ungleichzeiten zu beseitigen. Stolz ist Sindi Mabaso-Koyana auf die Resilienz ihres Landes. Am 5. März wurde in Südafrika der erste Covid-positive Patient getestet. Es handelte sich um einen Skiurlauber, der gerade aus Italien zurückkehrte. Insgesamt verzeichnet Südafrika bei einer Bevölkerung von knapp 60 Mio. Menschen 144.000 Infizierte mit nur 1,75 Prozent Todesfällen. Die Welt habe in Afrika eigentlich einen apokalyptischen Einschlag erwartet, tatsächlich zeige sich aber, dass das Land gut durch die gesundheitliche Krise komme. Vielleicht haben dabei frühere Erfahrungen mit Gesundheitskrisen und Epidemien wie Ebola, Aids oder Tuberkulose geholfen. Sindi bescheinigt dem aktuellen südafrikanischen Regierungschef hervorragendes Leadership: „Der Präsident hatte eine sehr schwierige Entscheidung zu fällen. Er hat das Land in den Lockdown geführt und war sehr kommunikativ, sehr präsent, sehr entschlossen.“ Man müsse dazu auch wissen, dass das Land sich bereits vor Covid in einer Rezession befand. Die Arbeitslosenquote lag bei etwa 30 Prozent. „In wirtschaftlicher Hinsicht traf Covid Südafrika sprichwörtlich wie ein Sargnagel“. Man müsse sich einen Lockdown mit so vielen Menschen, die kein Zuhause und keine Arbeit haben, vorstellen. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die Menschen in dieser Zeit zu versorgen. Alle politischen Gruppierungen hätten zusammengehalten. Die Menschen wurden an die erste Stelle gesetzt. Es ging nicht nur darum, die Krise zu bewältigen, sondern gestärkt aus ihr hervorzugehen.

Die Wirtschaft in Südafrika laufe gerade wieder an. Aber es gebe viele kleinere Unternehmen, die um ihr Überleben kämpfen. Viele von ihnen schlitterten ohne finanzielle Ressourcen und mit schwachen Bilanzen in die Krise. Als Investorin im Rahmen von AWCA ist Sindi Mabaso-Koyana beeindruckt von Unternehmern, die bereitwillig Opfer bringen. Umso mehr komme es drauf an, Leadership zu zeigen: „Walk the talk“ - lass deinen Worten Taten folgen – betont sie mehrmals ihr Credo. Der Begriff des „Shareholder Value“ erlange in diesen Zeiten eine neue Bedeutung, nämlich gemeinsame Werte zu teilen, anstatt Geld an die Aktionäre auszuschütten.

Fassungslos machen Sindi Mabaso-Koyana die gegenwärtigen rassistisch geprägten Übergriffe, vor allem in den USA. „Wie können Menschen gerade in diesen Zeiten solche Handlungen begehen? Es zerreißt mir das Herz.“ schildert sie ihre Emotionen. Sie zitiert Nelson Mandela, der für seine Überzeugung große Opfer auf sich genommen hat: „Mandela wollte, dass wir alle respektvoll miteinander leben. Wir haben noch viel zu tun, unsere Kinder zu erziehen, egal ob schwarz oder weiß. Ihnen zu zeigen, wie man ruhig bleiben kann, auch wenn man wütend ist.“

Gerade jetzt sei Leadership besonders wichtig, kommt sie noch einmal auf den Ausgangsgedanken zurück: „Das bedeutet, Menschen zu inspirieren, in seinen Zielen sehr klar zu sein, und selbst dann, wenn sich das Leben gegen einen stellt, wieder aufzustehen, den Menschen einen Sinn zu geben.“ Auf eine Erfolgsformel möchte sie sich nicht festlegen, auf jeden Fall aber gehe es um Bescheidenheit und Exzellenz, weil diese letztlich immer für sich selbst sprechen würde. Und Kommunikation sei wichtig, mit den Menschen in Verbindung zu bleiben: Nur dann wäre es möglich, den Menschen Hoffnung zu geben.

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