10. Dezember 2015

Frauen auf dem Weg nach oben.

"Pink-Washing" oder echter Kulturwandel?
Claudia Große-Leege, Geschäftsführerin, Verband deutscher Unternehmerinnen, Berlin

Im Rahmen der MCI Alumni & Friends Gastvortragsreihe konnte die Unternehmerische Hochschule® die Geschäftsführerin des Verbands der deutschen Unternehmerinnen (VdU), Frau Claudia Große-Leege, begrüßen. In ihrem Vortrag beschäftigte sie sich mit der Frage danach, ob Frauen auf dem Weg an die Führungsspitze mit mehr Akzeptanz begegnet wird als früher und stellt gleich zu Beginn ihres Vortrages fest, dass sie als weibliche Vortragende hoffentlich „keine Quote“ zu erfüllen habe.

1954 von 30 Unternehmerinnen gegründet, wurde der VdU zunächst belächelt und als eine vorübergehende Erscheinung abgetan. Mit mehr als 1.600 Unternehmerinnen, die jährlich rund 85 Milliarden Euro umsetzen und über eine halbe Million Mitarbeiter beschäftigen, hat es der Verband heute aber zur größten branchenübergreifenden Interessensvertretung deutscher Unternehmerinnen gebracht und setzt sich aktiv für seine Mitglieder ein.

Obwohl Frauen, deren Anteil an höheren Schul- und Universitätsabschlüssen stetig steigt, sogenannte Bildungsaufsteigerinnen seien, seien Frauen an der Spitze immer noch unterrepräsentiert. Dies sei vor allem auf die zu wenig vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen zurückzuführen, was dazu führt, dass viele Frauen in Teilzeitjobs arbeiten. Zudem unterscheiden sich Frauen in ihrer Art zu führen von ihren männlichen Kollegen – sie seien weniger risikofreudig, verfolgen weniger ehrgeizige Wachstumsziele und legen viel Wert auf die Mitarbeiterbindung.

Die eingangs bereits von Frau Große-Leege erwähnte Quotenregelung, die einen festen Frauenanteil in den Gremien börsenorientierter bzw. mitbestimmungspflichtiger Gesellschaften vorschreibt, sieht die Geschäftsführerin des VdU als ein „notweniges Übel“, ohne die ein Mitwirken von Frauen in Führungspositionen kaum erreicht werden könne. Gleichzeitig, so Große-Leege, habe man als Interessensvertretung der Unternehmerinnen Wert darauf gelegt, den Unternehmen größtmöglichen Handlungsspielraum in der Besetzung von Aufsichtsräten und Vorständen zu lassen, indem man die Frauenquote bei 30% fixierte.

Mit Blick in die Zukunft findet Große-Leege durchaus auch positive Aspekte an der Quotenregelung. So trage diese dazu bei, eine kritische Masse an Frauen in Führungspositionen zu erreichen. Diese wiederum stellen zum einen Rollenvorbilder für andere Frauen dar, zum anderen tragen sie zum Aufbau eines Frauen-Netzwerks bei, dass die Besetzung von Aufsichtsrats- und Vorstandspositionen durch weibliche Führungskräfte fördere. Der Kulturwandel, so die VdU-Geschäftsführerin, habe bereits begonnen, habe aber weiterhin einen Schub nötig.

Durch die im Anschluss an den Vortrag entstandene, rege Diskussion führte MCI-Lektor und FAZ-Fachverlag Redaktionsleiter Tobias Anslinger, der auch MCI Absolvent ist.

Einladung_Grosse-Leege4.pdf