02. Februar 2021

MCI Livetalk über die Außenpolitik der Biden Regierung.

James M. Lindsay (Senior VP, Council on Foreign Relations) als Distinguished Guest Online an der Unternehmerischen Hochschule®.

 

James M. Lindsay im MCI Livetalk über die Außenpolitik der Biden Regierung. Foto:MCI/Geisler
James M. Lindsay im MCI Livetalk über die Außenpolitik der Biden Regierung. Foto:MCI/Geisler

 

Aggressive Außenpolitik oder doch eine konservative Schiene? Welche Richtung schlägt die US Außenpolitik von Joe Biden ein? Mithilfe der US Botschaft in Wien ermöglichte der MCI Livetalk ein spannendes Gespräch mit James M Lindsay und MCI Rektor Andreas Altmann, um diese Fragen zu klären. Der renommierte Experte zu US Außenpolitik erklärte anhand von detaillierten Beispielen, wie sich die US Außenpolitik unter dem neuen Präsidenten Joe Biden gestalten wird.

Lindsay machte während des Gesprächs immer wieder klar, dass sich Biden‘ Fokus klar auf die Innenpolitik konzentrieren wird. Biden ist sich bewusst, dass er gewählt wurde, um die Probleme innerhalb des Landes, wie z.B die COVID-19 Pandemie, in den Griff zu bekommen. Deshalb sieht Lindsay in der Außenpolitik Bidens eine eher konservative Vorgehensweise.

Drei Hauptziele der US Außenpolitik unter Präsident Joe Biden

Lindsay fasst die drei Schwerpunkte der Außenpolitik knapp zusammen: Partnerschaften mit Verbündeten, die unter Trumps Regierung gelitten haben, wiederherstellen und verbessern, auf den globalen Klimawandel reagieren und die Politik Chinas.

Lindsay erklärt, Biden sieht in starken Allianzen mit verbündeten Ländern den klaren Vorteil, die USA sicherer zu machen. Im Gegensatz zu Trump verfolgt er den Ansatz „Zusammen sind wir stärker“. Gerade Europa ist hier ein wichtiger Partner für die USA. Seit 75 Jahren verbindet die USA mit den europäischen Ländern eine starke Partnerschaft. Obwohl es oft unterschiedliche Meinungen in Bezug auf die Außenpolitik gab wie z.B. den Kriegen in Korea oder dem Irak, ist eine gemeinsame Orientierung in der Außenpolitik für beide Seiten von Interesse. Hochschule ®

Der Klimawandel war von Anfang an ein wichtiger Punkt in Bidens Wahlkampf. So unterzeichnete er schon kurz nach seinem Amtseintritt, wieder in das Pariser Klimaabkommen einzusteigen. Er wird auch weiter den Klimawandel thematisieren – innen- sowie auch außenpolitisch.

Die Außenpolitik China’s wurde in letzter Zeit von Seiten der US Außenregierung mit großer Besorgnis verfolgt. Gerade militärische Aktionen im Südchinesischem Meer, sowie der Umgang mit Tawain und Hong Kong bereiten Biden’s Regierung Kopfzerbrechen. Dabei, so Lindsay, ist es im Interesse der US Regierung, gemeinsam mit Europa auf der Weltbühne zu agieren.

Wild Card

Da sich Biden auf die Innenpolitik konzentrieren wird, wird seine Regierung weitere Langzeitkriege, wie wir sie z.B. aus Afghanistan kennen, vermeiden wollen. Konflikte anderer Länder werden jedoch im Auge behalten, denn innenpolitische Vorkommnisse wie z.B. Wahlen können schnell für Veränderungen in der Weltpolitik sorgen. Lindsay nennt diese überraschenden Vorkommnisse eine ‚Wild Card‘. Dabei zitiert Lindsay den Schwergewichtsboxer Mike Tyson: „Jeder Kämpfer hat einen Plan, wenn er in den Ring steigt, bis er einen Schlag ins Gesicht bekommt“. Diese Aussage kann man laut Lindsay auch auf die Politik auslegen. Bidens Regierung kann sich so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorbereiten, die Wild Card kann jedoch immer ins Spiel kommen.

Das Atomabkommen mit dem Iran und Nordkorea wird ein wichtiges Anliegen in der Außenpolitik sein, so Lindsay. Gerade Iran birgt jedoch mit Wahlen im Sommer 2021 eine Wild Card, die es zu berücksichtigen gilt. Aufgrund der Differenzen mit Trump ist die iranische Regierung aus dem Atomabkommen ausgestiegen und erwartet nun den ersten Schritt aus Washington, DC.

In Russland sieht Lindsay derzeit, trotz der lokalen Proteste um Alexei Nawalny, dass die USA eine konservative Politik betreiben wird. Die Regierung um Biden könnte gemeinsam mit anderen Ländern den Druck auf Russland erhöhen, schon in den letzten 14 Tagen hat sich Biden gegen das Vorgehen Russlands in Bezug auf Nawalny ausgesprochen. Es sind schon viele Sanktionen gegen Russland verankert, weitere könnten folgen.

Lindsay hob im Gespräch hervor, dass Biden ein erfahrenes Team von BeraterInnen zur Seite hat und man deshalb eine konsistente und methodische Vorgehensweise erwarten kann. Tweets um 3 Uhr morgens wird die Welt von Biden nicht sehen. Lindsay ist überzeugt, dass auch die Vizepräsidentin Kamala Harris eine wichtige Rolle bei Entscheidungen spielen wird. Denn schon Obama gab Biden unendlich viel Platz, um sich aktiv als Berater zu engagieren. Diese Vorgehensweise wird man wohl auch bei Kamala Harris und Joe Biden sehen.

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James M. Lindsay ist Senior Vice President, Studiendirektor und Maurice R. Greenberg Chair beim Council on Foreign Relations (CFR), wo er die Arbeit der mehr als sechs Dutzend Stipendiaten des David Rockefeller Studies Programm beaufsichtigt. Er ist eine führende Autorität auf dem Gebiet des amerikanischen außenpolitischen Entscheidungsprozesses und der Innenpolitik der amerikanischen Außenpolitik.

Bevor er 2009 zum CFR zurückkehrte, war Lindsay der Gründungsdirektor des Robert S. Strauss Center for International Security and Law an der University of Texas in Austin, wo er den Tom Slick-Lehrstuhl für internationale Angelegenheiten an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs innehatte. Von 2003 bis 2006 war er Vizepräsident, Studiendirektor und Maurice R. Greenberg Chair am CFR. Zuvor war er stellvertretender Direktor und Senior Fellow im Programm für außenpolitische Studien an der Brookings Institution. Von 1987 bis 1999 war er Professor für Politikwissenschaft an der University of Iowa.

Von 1996 bis 1997 war Lindsay als Direktor für globale Fragen und multilaterale Angelegenheiten im Stab des Nationalen Sicherheitsrates tätig. Er war auch als Berater für die United States Commission on National Security/21st Century (Hart-Rudman-Kommission) und als Stabexperte für die vom Kongress beauftragte Task Force on the United Nations des United States Institute of Peace tätig.

Lindsay hat viel über verschiedene Aspekte der amerikanischen Außenpolitik und der internationalen Beziehungen geschrieben.

Lindsay hat einen BA in Wirtschaft und Politikwissenschaft von der University of Michigan und einen MA, MPhil und PhD von der Yale University. Er war Fellow am Center for International Affairs und dem Center for Science and International Affairs an der Harvard University. Er ist Empfänger des Pew Faculty Fellowship in International Affairs und des CFR International Affairs Fellowship. Er ist Mitglied des CFR.

Lindsay ist in Massachusetts geboren und aufgewachsen und lebt in Washington, DC.

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