18. Oktober 2016

Die europäische Union.

Durchwursteln, Populismus oder neue Leadership?
Dr. Franz Fischler, Präsident Euroäisches Forum Alpbach, EU Kommissar a.D, Bundesminister a.D.

Im Rahmen der MCI Alumni & Friends Vortragsreihe durfte man sich an der Unternehmerischen Hochschule® über den Besuch vom Präsidenten des Europäischen Forum Alpach, Herrn Dr. Franz Fischler, freuen. Unter dem Titel „Die Europäische Union – Durchwursteln, Populismus oder neue Leadership“ hielt dieser einen inspirierenden Vortrag über seine Sichtweise der derzeitigen Situation der europäischen Gemeinschaft.

Laut Fischler scheint es so, als ob das „Durchwursteln“ – ein Begriff den Mark Leonard, Begründer des Rats für auswärtige Beziehungen in London, prägte – sich heute zur gängigsten Methode der EU gewandelt hat. Während früher die Gemeinschaftsmethode dominierte, wurde mit dem Lissabon-Vertrag der Grundstein für zahlreiche Sonderregelungen für den europäischen Rat – dem Club der Regierungschefs der Mitgliedsstaaten – geschaffen. In der Folge mische sich dieser heute in mehr und mehr Fragen des Mikromanagements der EU ein und beschäftige sich nicht mehr ausschließlich mit substantiellen Grundsatzfragen der Europäischen Union.

Dies sei eine Blockade für das Fortkommen der EU und schaffe eine Argumentationsgrundlage für die europäischen Populisten, welche eine Desintegration der europäischen Staaten favorisieren. Eine solche Desintegration wäre aber dazu verdammt, ein schwer bewegbares Vehikel darzustellen und das Hauptziel der europäischen Gemeinschaft, das gemeinsame Auftreten in einer globalisierten Welt, nicht zu erreichen. Nur als „Global Player“ könne man aber mit anderen Wirtschaftsmächten wie beispielsweise den USA, Japan oder Russland Schritt halten.

Jedoch auch die Gemeinschaftsmethode berge das Potenzial, die EU zu blockieren. Der ehemalige Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar merkte an, dass nur jene außenpolitischen Bestrebungen verfolgt werden können, auf die sich die gesamte EU einigen könne. Er appelliere daher an die Einstimmigkeit der Europäer, da ansonsten keine gemeinsame Außenpolitik stattfinden könne. Die europäische Gemeinschaft stelle nach wie vor das zu wünschende Ziel dar. Eine Rückkehr in die „Kleinstaaterei“ sei undenkbar, wenn die europäischen Staaten in der globalisierten Welt eine Rolle spielen wollen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Hans Herbert Holzamer, freier Journalist, Autor und MCI-Lektor. Dieser entnahm der erfreulich hohen Zahl an Vortragsbesuchenden einen europafreundlichen Trend unter den Anwesenden und führte im Anschluss an den Vortrag durch eine rege Diskussion.

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