22. April 2021

Severin Schwan, CEO der Roche Group, über Erfolgsfaktoren für die Zukunft.

Severin Schwan, CEO der Roche Gruppe, als Distinguished Guest Online an der Unternehmerischen Hochschule®.

 

Severin Schwan, CEO der Roche Group, über Digitalisierung & Innovation als Erfolgsfaktoren für die Zukunft. Foto: MCI
Severin Schwan, CEO der Roche Group, über Digitalisierung & Innovation als Erfolgsfaktoren für die Zukunft. Foto: MCI

 

Seit 1993 ist der gebürtige Tiroler Severin Schwan bei dem Global Player ‚Roche Group‘ tätig. Die Kernstrategie von Roche basiert auf zwei Elementen: Pharmaprodukte und deren Handel sowie Diagnostik. Dabei fokussiert sich Roche auf personalisierte Medizin bzw. Behandlung um Nebeneffekte so gering wie möglich zu halten.

Obwohl die Digitalisierung schon zu vielen positiven Ergebnissen geführt hat, hinkt die Gesundheitsbranche in diesem Bereich immer noch hinterher. Gerade COVID-19 hat dies aufgezeigt. Die Lösung dazu lautet laut Schwan „Real World Data in klinischen Versuchen“. Um Real World Data in der Pharmabranche zu verstehen, ist es essentiell, zwischen identifizierbare und nicht-identifizierbare Daten zu differenzieren:

Identifizierbare Daten: Real World Data die gesammelt wird, kann auf eine bestimmte Person zurückgeführt werden. Dies ist im Onlinehandel wichtig, um Werbeeinschaltungen gezielt zu platzieren.

Nicht-identifizierbare Daten: Real World Data kann nicht auf ein Individuum zurückgeführt werden. Dies findet in der Pharmaindustrie Anwendung, da für die klinischen Versuche die Daten wichtig sind, nicht das Individuum.

Für Schwan ist die emotionale Wahrnehmung der Öffentlichkeit von Real World Data in der Pharmaindustrie schwer nachzuvollziehen. Im Onlinehandel ist die Datenerhebung natürlich eine komplett andere Situation, da es um gezielte Werbeanzeigen geht, was in keiner Weise mit der Vorgangsweise in der Pharmaindustrie verglichen werden kann. „Der Datenschutz ist in diesem Bereich ja auch viel regulierter als im Konsumentenbereich“, erklärt Schwan.

Österreich sieht Schwan in der Digitalisierung des Gesundheitssystems in einer guten Ausgangslage. Als Beispiel dafür nennt Schwan die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA), welche während zu Beginn der COVID-19 Pandemie massive Vorteile brachte, da anhand der zentral zugänglichen Daten Risikogruppen identifiziert und benachrichtigt und diese auch für Impfungen vorgezogen werden konnten. Nur wenige Länder in Europa konnten diesbezüglich so rasch und kompetent agieren. Verbesserungspotenziale hingegen sieht Schwan in der administrativen Handhabung von Daten.

Außerdem hebt Schwan die vorherrschende Motivation in Österreich hervor, sich in diesem Bereich laufend zu verbessern. Hier empfiehlt er für zukünftige Investitionen zwischen Grundlagenforschung und spezialisierter Forschung zu unterscheiden.

Gerade im Bereich der Grundlangenforschung sieht Schwan das meiste Potenzial für Investitionen. Spezialisierungen werden meist in der Privatindustrie vorgenommen, doch gerade Hochschulen und Universitäten haben das Potenzial, Forschungsprojekte über einen langen Zeitrahmen anzulegen. Grundlagenwissen ist, was die Top Forscher interessiert und anzieht. Weiters entstehen rund um die akademische Bildung Hubs, wo die Industrie Talente findet. Heute sind diese Zentren vor allem rund um Boston in den USA und in Asien angesiedelt während Europa hier noch hinterherhinkt. Dabei wäre es gerade wichtig für Europa, auf diesen Zug aufzuspringen, damit anders als bei den globalen Tech-Unternehmen wie Google oder Alibaba europäische ethische Werte einfließen können.

Der erfolgreiche CEO hat noch einen weiteren Tipp für Studierende und Berufseinsteiger im Ärmel. „Seid neugierig und offen für Neues“, sind Schwans Tipps für all diejenigen, die in einem internationalen Unternehmen Erfolg haben wollen. „Bleibt neugierig und habt den Mut, eure Träume zu verwirklichen“, so Schwan.

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Dr. Severin Schwan ist in Tirol geboren und aufgewachsen.

Nach dem Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, York und Oxford sowie Forschungsaufenthalten in Leuven begann der promovierte Jurist Severin Schwan 1993 seine berufliche Laufbahn in der Finanzabteilung von Roche.

Im Jahr 2004 wurde er zum Regionalleiter in Singapur für die Division Diagnostics für den asiatisch-pazifischen Raum ernannt und kehrte 2006 in die Schweiz zurück. Dort übernahm er die globale Verantwortung für das Diagnostika-Geschäft und wurde 2008 zum CEO der gesamten Roche-Gruppe ernannt.

Darüber hinaus ist Dr. Schwan Mitglied des Verwaltungsrats der Credit Suisse AG, Vizepräsident des internationalen Pharmaverbands IFPMA und Mitglied des Beirats des Bürgermeisters von Shanghai. Dr. Schwan ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Basel.

 

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