16. März 2017

Europa und der Euro.

Mag. Thomas Wieser, Eurogruppen-Koordinator und Vorsitzender der Euro-Arbeitsgruppe

Im Rahmen der Vortragsreihe MCI Alumni & Friends durfte die Unternehmerische Hochschule® „Mister Euro“, Thomas Wieser, begrüßen. Dieser beleuchtete in einem eindrucksvollen Vortrag die Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen, Brexit und Co auf die europäische Wirtschaft und die Währungsunion.

Die europäische Union und der Euro – je nach Sichtweise sei dies eine deprimierende aber auch inspirierende Geschichte. Die EU habe in den vergangenen Jahren mit einer Reihe an Krisen zu kämpfen gehabt – von der Finanzkrise, die ihren Ursprung in den USA nahm, zur Schuldenkrise und schließlich zur viel diskutieren Eurokrise. Letztere sei jedoch keine rein innereuropäische Angelegenheit und habe Auswirkungen auf alle Industrienationen. Wieser identifiziert insbesondere die Globalisierung als treibende Kraft hinter ihr. Durch den Eintritt neuer, aufstrebender Märkte in den internationalen Wettbewerb wurden die Mitgliedsstaaten vor große Herausforderungen gestellt. Die Reaktion der EU-Staaten auf diese veränderten Bedingungen sieht Wieser kritisch und als Ursprung der Eurokrise.

Hat sich die Währungsunion heute stabilisiert? Laut Wieser sei dies noch nicht der Fall. Gegebenheiten wie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder Großbritanniens „Ja“ zum EU-Austritt stellen die Währungsunion zudem erneut vor große Herausforderungen. Insbesondre der Brexit habe weitreichende Auswirkungen auf die europäische Wirtschaftslandschaft und werde diese nachhaltig prägen – jedoch weder zum Vorteil Großbritanniens noch der EU. Die nächsten Jahre bis zum Austritt der Briten aus der EU im Jahre 2019 erwartet Wieser keine nennenswerten Vorstöße in Richtung zukünftiger Integration und freien Handel. Diese werden viel mehr davon geprägt sein, die Rahmenbedingungen für den Austritt zu verhandeln.

Die Ursache für das britische „Ja“ zum EU-Austritt sieht Wieser im EU-Vertrag, der eine Lösung für alle Mitgliedsstaaten nach dem Motto „one fits all“ darstelle. Vielmehr sei es aber nötig, verschiedene Niveaus der EU-Integration – abhängig von Wirtschaftsentwicklung und politischen Zielen der einzelnen Mitgliedsstaaten – anzubieten. Gleichzeitig sieht Wieser insbesondere die Mitgliedstaaten in der Verantwortung, zum Gelingen der Europäischen Union beizutragen.

Die anschließende angeregte Diskussion wurde von Univ.-Prof. Dr. Markus Walzl vom Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte der Universität Innsbruck moderiert und schloss den äußerst gelungenen Vortrag ab.

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