Transformation braucht Transformatoren: Management zwischen Mut & Feigheit.

Date 15.11.2022

Thomas Sattelberger, Former Member of the Managing Board of Deutsche Telekom AG, Continental AG & Lufthansa German Airlines.

© MCI

 

„Die Themen Mut und Feigheit sind umso spannender, wenn man sich für einen Vortrag intensiver damit beschäftigen muss. Danke, Andreas, für die Aufgabe, die du mir hier gegeben hast,“ eröffnet Thomas Sattelberger seinen Vortrag mit dem Generalthema „Transformation braucht Transformatoren – Managmenet zwischen Mut und Feigheit“ im Rahmen der renommierten Distinguished Guest Lecture Serie am MCI.

Gleich zu Beginn stellt Sattelberger aber klar: „Einen generellen Mut, eine generelle Feigheit – das gibt es nicht. Diese Eigenschaften sind situativ und häufig erschließt sich erst im Rückblick, ob man mutig oder feige war.“ Mit lebhaften Anekdoten aus seiner beeindruckenden Karriere untermalt Sattelberger seine These im Laufe des Vortrags. Aber, wie reagiert man, wenn man unzufrieden mit dem Status Quo ist? Erhebt man mutig die eigene Stimme, versucht man zu sabotieren, passt man sich an oder entfernt man sich gar gänzlich aus der Situation?

„Man sollte tun, was man für richtig hält,“ steht für Sattelberger fest. Entscheidungen, die man in Krisen treffen müsse, egal ob mutig oder feige, können zwar schmerzliche Konsequenzen mit sich bringen, dienen aber rückschließend als richtungsweisend für einen selbst. Offen und ehrlich erzählt er von persönlichen Erfahrungen und Konflikten, in denen er mit Mut versuchte, den Kurs zu ändern und anschließend mit Gegenwind zu kämpfen hatte, aber auch von Situationen, in denen er doch lieber still geschehen ließ oder gar das Weite suchte. Mitunter traf er auch Entscheidungen, die ein Gefühl der Demütigung hinterließen, schließlich aber dazu dienten, seine persönliche Urteilsfähigkeit weiterzuentwickeln: „Das Leben geht weiter, ich bin passabel drüber hinweggekommen.“

Ob etablierte Unternehmen Transformation können, beantwortet Sattelberger mit „ja“, allerdings liege der Schlüssel hier in der Führungskraft. Es brauche bescheidene Menschen, die sich selbst als Person zurücknehmen, aber zugleich offen und mutig in der Sache selbst sind. Egozentrik und Omnipotenz haben hier keinen Platz: „Wenn jemand denkt, um ihn drehe sich die Welt, kann er noch so mutig sein, sein Blickwinkel wird immer eingeschränkt bleiben.“ Man dürfe die Bodenhaftung nicht verlieren, es zähle die Arbeitskultur und das, „was in der Kaffeeküche geplaudert wird.“

Warum bewege sich dann in Deutschland, in Österreich, in Europa nur wenig? Sattelberger sieht hier klar die Angst als Ursache: Angst, etwas zu verlieren, sei es der Traumjob, die eigene Reputation oder der Erfolg des Unternehmens. „Es geht um sehr existentielle Themen, die sich im Menschen tummeln, wenn er zwischen Mut und Feigheit entscheiden muss.“

Meist aber geht es nicht um Mut oder Feigheit der einzelnen Person allein, sondern des gesamten Unternehmens, wiederum beeinflusst durch den Führungsstil. Junge Menschen, frisch in der Industrie angekommen, würden häufig zu „Klone“ erzogen: „Bei solch einer Homogenisierung des Führungsstils braucht man sich nicht wundern, wenn sich niemand schrägstellt.“ So will also jeder Transformation, ohne aber Wellen zu schlagen, ganz unter dem Motto: „Es muss was geschehen, aber es darf nichts passieren.“

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