31. März 2017

Europa Club Uni am MCI: Das Projekt Europa auf dem Prüfstand

Spannende Podiumsveranstaltung mit hochkarätigen EU-Experten/-innen

Die großen europäischen Fragen unserer Zeit standen beim Europa Club Uni am 30.März 2017 unter dem Titel „Diversität & Kohäsion: das Projekt Europa auf dem Prüfstand“ zur Debatte. Im Zentrum stand die Diskussion um die Stärkung des sozialen, wirtschaftlichen und territorialen Zusammenhalts der Europäischen Union als eines ihrer wesentlichen Ziele in einer Zeit, in der dieser Zusammenhalt durch aktuelle soziale, politische und wirtschaftliche Herausforderungen gefährdet ist.

Die gemeinsam vom Bachelorstudiengang Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement, dem Europa Club Uni sowie der Tageszeitung „Der Standard“ bereits zum vierten Mal am Management Center Innsbruck veranstaltete Podiumsdiskussion bot den Studierenden eine spannende Kombination aus kritischen Perspektiven, Zukunftsvisionen und teils flammenden Plädoyers für ein gemeinsames Europa. Auch dieses Jahr konnten wieder hochkarätige Referentinnen und Referenten im Rahmen der Diskussionsrunde begrüßt werden: Ulrike Lunacek, (Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments), Stefan Imhof, (Sektionschef im Bundeskanzleramt, Sektion 4 – Koordination), Verena Ringler (Bereichsleiterin Internationale Verständigung, Stiftung Mercator) sowie Belachew Gebrewold (Studiengangsleiter Soziale Arbeit, MCI). Moderiert wurde die Veranstaltung vom Stv. Standard-Chefredakteur Rainer Schüller, der die Podiumsgäste zu Themen wie Migration, Klimawandel, Brexit und Zivilgesellschaft befragte.

Ist das europäische Integrationsprojekt endgültig gescheitert?

Diese Frage hält Europäerinnen und Europäer derzeit tagtäglich in Atem. „Das MCI ist ein klarer Bekenner der europäischen Gedankens und der europäischen Idee“ hielt Hausherr Rektor Andreas Altmann in seinem Eröffnungsstatement fest und erinnerte zugleich daran, welche Möglichkeiten und Perspektiven die europäische Einigung eröffnet hat, die früher völlig undenkbar schienen. In dieselbe Kerbe schlug Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, im Rahmen seiner Begrüßung. Er betonte, dass viele Errungenschaften der Europäischen Union keine Selbstverständlichkeiten seien. Wir würden derzeit in sehr herausfordernden, aber auch spannenden Zeiten leben, die in die Geschichtsbücher eingehen könnten.

Gleich zu Beginn stellte Ulrike Lunacek klar, dass das bisherige europäische Narrativ „nie wieder Krieg“ nicht mehr ausreichend für eine europäische Identität sei. „Ein wirkliches Wir-Gefühl, nämlich dass wir alle, egal aus welchem Mitgliedsland wir sind, uns als Europäerin und Europäer definieren […] das ist das, woran wir jetzt hart arbeiten müssen, damit es wieder einen positiveren Schwung gibt.“ Wesentliche notwendige Schritte für ein Zusammengehörigkeitsgefühl wie beispielsweise eine gemeinsame Steuer- und Fiskalpolitik seien in der Vergangenheit verabsäumt worden.

Auch die akuten Themen Flucht und Migration standen im Fokus der Veranstaltung. Dazu bemerkte MCI-Migrationsexperte Belachew Gebrewold, dass Ursachen der aktuellen Krise wie Klimawandel und Globalisierung von den europäischen Staaten zuvor nicht ernst genommen worden seien. Spätestens jetzt sei die internationale Zusammenarbeit gefordert, um einen gemeinsamen Weg zu gehen. Statt karitativer Maßnahmen sei es Zeit, für eine Wirtschaftsordnung einzutreten, die allen etwas bringt.

Angesprochen auf den nächsten großen Themenblock „Brexit“ erläuterte Stefan Imhof vom Bundeskanzleramt, dass dieser enorme politische Schockwellen ausgelöst hatte. Insbesondere in Anbetracht einer ständigen Abfolge von Unionskrisen seit 2008: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Staatsschuldenkrise, Migrationskrise und zu guter Letzt der „Brexit“. Die Union sei vor lauter Feuerlöschen kaum dazu gekommen, über die Zukunft nachzudenken. Die groben politischen Linien des zukünftigen Verhältnisses zwischen der EU und Großbritannien seien nun innerhalb der nächsten zwei Jahre festzulegen.

Verena Ringler von der Stiftung Mercator sieht den „Brexit“ auch als eine Art Weckruf: „Eine Zeit der Krise ist immer auch zugleich eine Zeit von Entwicklungen.“ Für die Zukunft Europas seien vor allem partizipative Prozesse sowie die gegenseitige Begegnung europäischer Bürgerinnen und Bürgern entscheidend. Konkrete Ideen wie beispielsweise ein kostenloses Interrail-Ticket als Geburtstagsgeschenk für jede/n 18—Jährige/n seien bereits im Umlauf und auch im Europäischen Parlament diskutiert worden. Die Europäerinnen und Europäer seien vor allem untereinander gefragt und sollten sich von einer Erlöserphantasie aus Brüssel verabschieden.

Abschließende Publikumsfragen führten zu einem anregenden Austausch zwischen Studierenden und Vortragenden mit interessanten Fakten und Zusammenhängen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitwirkenden und freuen uns auf ein Wiedersehen mit dem Europa Club Uni 2018!



Bachelorstudium Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement
Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (Europa Club Uni)

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Mag. (FH) Ulrike Fuchs
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