30. März 2023

Im Gespräch über den äthiopischen Friedensvertrag

"Im Krieg wird nicht nur die Infrastruktur zerstört" - Belachew Gebrewold, Studiengangsleiter des Departments Soziale Arbeit, im Interview mit dem "STANDARD"

 

Äthiopien hat seit November einen Friedensvertrag. „Der eigentliche Friedensprozess stehe allerdings ganz am Anfang“, meint MCI-Studiengangsleiter Belachew Gebrewold und Äthiopienexperte. Er forscht zu Ursachen des Konflikts.

"Krieg beginnen ist einfach, Krieg beenden viel schwieriger", sagt Belachew Gebrewold und meint außerdem Folgendes:

„In der Verfassung des Landes ist seit 1995 das System des ethnischen Föderalismus verankert, welcher allen ethnischen Gruppen ein uneingeschränktes Recht auf Selbstbestimmung, einschließlich des Rechts auf Unabhängigkeit verspricht. Mit diesem Artikel hat die ehemalige Koalition die Unterscheidung ethnischer Identitäten in die Verfassung geschrieben. Das war gefährlich. Identitäten können von Eliten leicht instrumentalisiert werden. Eine Gruppe könne damit relativ einfach gegen eine andere ausgespielt werden. Es wird versucht, eine Gruppe so zu brandmarken, dass sie entmenschlicht wird. So werden viele Kriege legitimiert. Dieses System hat der Tigray-Elite zwischen 1991 und 2018 zu einer sehr einflussreichen Stellung im Staat verholfen.

Der Krieg hat nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das Vertrauen zerstört. Es wird nicht von heute auf morgen alles anders. Vielversprechend ist, dass William Ruto, Kenias Präsident, zwischen Äthiopien, Eritrea und dem Sudan als Vermittler auftritt. Sowohl Ägypten als auch der Sudan unterstützten aus Äthiopiens Sicht die Tigray.“

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Prof. Dr. habil. Belachew Gebrewold | Leiter Department & Studiengang Bachelorstudiengang Soziale Arbeit
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