09. Januar 2023

Forschung International – Inspiration & Learnings aus Finnland & Kanada

Monica Nadegger, Dissertantin am MCI Tourismus über ihre zwei Forschungsaufenthalte in Finnland und Kanada:


Im Rahmen meines PhD-Studiums hieß es im Jahr 2022 „Koffer packen!“. Neben den Konferenzreisen war nach zwei Jahren Pandemie nun endlich die Chance für zwei längere Forschungsaufenthalte in Finnland und Kanada gekommen. In diesem Newsbeitrag erkläre ich kurz die Gründe für einen Forschungsaufenthalt in einem Doktoratsstudium und der Forschung generell, stelle die Vorteile (aber auch Hürden) dieser Abenteuer vor und teile schöne Momente von diesen Aufenthalten in Rovaniemi/Finnland und Montréal/Kanada.

Forschungsaufenthalt – Warum eigentlich?

Im Rahmen eines Doktoratsstudium geht es darum, die eigene wissenschaftlichen Fähigkeiten in der Forschung und Lehre weiterzuentwickeln und damit einen Beitrag zu einem Themenfeld in der (Tourismus-)Forschung zu leisten. Da Forschung aber nie „alleine“ funktioniert, sondern vom Austausch mit anderen ForscherInnen lebt, sind die Forschungsaufenthalte an anderen Universitäten ein wichtiger Teil, um die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, von erfahrenen ForscherInnen zu lernen und neue Kontakte für zukünftige Projekte zu knüpfen. Deshalb entschloss ich mich im Jahr 2022 für zwei längere Aufenthalte: vier Monate an der University of Lapland (Research Community „Sustainable Naturecultures and Multispecies Future“) und sechs Monate an der Université de Montréal und der Université du Québec à Montréal (jeweils am Department for Communication).

Forschungsaufenthalt – Wo eigentlich?

Die Auswahl der Universität soll die eigenen Forschungsinteressen widerspiegeln. Meine Forschung beschäftigt sich mit neuen Organisationsformen und -praktiken, z.B. in Protestbewegungen, aber auch in herausfordernden Arbeitsprozessen in der Tourismus- und Freizeitforschung. Genau diese Expertise war mir auch in den Forschungsstätten wichtig. Was erwarte ich mir von den KollegInnen vor Ort? Welche Skills kann ich dort lernen, die in Innsbruck nicht oder nicht so ausgeprägt vorhanden sind? An der University of Lapland (Rovaniemi, Finnland) gibt es rund um Prof. Outi Rantala und Anu Valtonen mit der ILA-Research Group eine starke Gruppe an ForscherInnen, die sich mit alternativen, kritischen, und neuen Perspektiven auf Tourismus beschäftigt und Expertise sowohl in der ethnographischen Feldforschung als auch im Publizieren in Top-Tourismus-Journals haben. An der Université de Montréal (UdeM) und der Université du Québec à Montréal (UQAM) ist der Forschungsbereich in der Organisation- und Kommunikationsforschung einer der weltweit führenden. Das Feedback von erfahrenden ForscherInnen wie François Cooren (UdeM), Consuelo Vásquez (UQAM), oder Nicolas Bencherki (TELUQ) ist hier für die Weiterentwicklung der eigenen Arbeit im Bereich Management mehr als wertvoll. Hier zählt auch das strategische Know-How: Wie kann ich Forschung publizieren? Wie kann ich mich für zukünftige Forschungsgelder bewerben?

Forschungsaufenthalt – Wie eigentlich?

So schön Forschungsaufenthalte sind, so mühsam und aufwendig sind sie teilweise. Zusatzfinanzierung, Remote-Working, Visa-Anträge, Umzug, neue Sprachen, neue Kultur – das sind nur die großen Bausteine auf einem Weg voller kleinerer Hürden. Der erste Schritt ist also immer die Finanzierung, denn ohne die funktioniert leider gar nichts. In einem PhD-Programm ist das meist schon etwas komplizierter als mit ERASMUS im Bachelor oder Master. Um die Forschungsgelder für meine Aufenthalte sicher zu stellen, habe ich (bis jetzt) rund 100 Seiten an Anträgen und etwas 20 Seiten an Projektabschlussberichten verfasst, mich vier Monate durch einen Working-Visa-Prozess für Kanada gekämpft, und unzählige Stunden Flug- und Reisebestimmungen im Post-Pandemie-Chaos studiert – nur um euch eine Zahl zu dem Aufwand zu geben. Auch, wenn in meinem Fall die Finanzierung durch ein Stipendium der Universität Innsbruck und das Marietta-Blau Stipendium geklappt hat, ist der Erfolg nie garantiert. Diese Aufenthalte sind also auch mit viel Unsicherheit, Administration, Behördengängen, Projektberichten und Zeitaufwand verbunden. Und die wirkliche Arbeit beginnt natürlich erst vor Ort. Die Doppelbelastung, sich in ein neues Department einzubringen und gleichzeitig die Tätigkeiten aus Innsbruck remote zu erledigen, führt zu sehr langen Wochen. Langweilige wird es also selten, es heißt meistens leider auch nicht – wie im Urlaub – „Koffer packen und einfach los“.

Forschungsaufenthalt – Ja, bitte!

Zum Abschluss möchte ich neben den fachlichen Vorteilen aber natürlich auf die schönen Zeiten verweisen. Neue Leute, spannende Projekte, neue Kulturen und unvergessliche Erfahrungen sind ein ebenso wichtiger Teil wie die Forschung selbst. Ohne meinen Aufenthalt in Rovaniemi hätte ich wohl nie meine ersten Erfahrungen im Eisbaden gemacht oder die Sauna-Kultur so lieben gelernt. Die Zeit in Montréal hat mich überzeugt, dass es sich auch in großen Städten fernab von Serles & Innsbruck, aufregend und wunderschön leben und genießen lässt. Das allerschönste sind jedoch die warmen, herzlichen und unvergesslichen Begegnungen. Denn obwohl man sowohl in Rovaniemi und Montréal mit Temperaturen um die -20°C oder kälter konfrontiert wird, war jeder Empfang warm und herzlich.

Nähdään pian, Rovaniemi!

À la prochaine, Montréal!