26. Mai 2021

Digitaler Sozialroutenplan für Westösterreich

Ein im Programm Laura Bassi 4.0 der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördertes, dreijähriges Projekt zur Digitalisierung eines Sozialroutenplans für Salzburg, Tirol und Vorarlberg

Sozialroutenplan Foto: FFG-Projekt Sozialroutenplan
Sozialroutenplan Foto: FFG-Projekt Sozialroutenplan

In Westösterreich leben mindestens 300.000 Menschen, die zumindest teilweise auf soziale Unterstützungsleistungen angewiesen sind. Das betrifft ganz unterschiedliche Menschen – von der alleinerziehenden Mutter über pflegebedürftige Personen mit ihren Angehörigen bis zu Menschen, die durch Job-Verlust unter die Armutsgrenze rutschen. Der Zugang zu sozialen Dienstleistungen und materieller Unterstützung ist jedoch oft durch viele Hürden geprägt. Oft fehlt es auch am Wissen darüber, wo und wie man Unterstützung bekommen kann. Digitalisierung kann hier Ausgrenzung verstärken, aber auch Chancen bieten, wenn man sie richtig umsetzt. Beides wird durch die jüngsten Erfahrungen während der Covid-19-Pandemie noch unterstrichen.

Diesem Problem will das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit einem Fördervolumen 472.542 Euro geförderte Projekt „Ein digitaler Wegweiser bei sozialen Problemen. Ein Sozialroutenplan für Westösterreich“ begegnen. Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren digitale Werkzeuge – wie eine App, eine Website und/oder eine offene Schnittstelle – zu entwickeln. Mit Hilfe dieser Werkzeuge sollen Menschen, die soziale Unterstützungsleistungen brauchen, Informationen über Beratungsstellen, konkrete Angebote und Voraussetzungen sowie rechtliche Rahmenbedingungen möglichst niederschwellig und flexibel abrufen können. Erreicht werden soll dies mit der Umwandlung einer bereits für Tirol und Salzburg bestehenden Printversion eines Sozialroutenplans in eine digitale Version, welche auch auf Vorarlberg ausgeweitet wird. Dabei werden von Beginn an potentielle User*innen in den Entwicklungsprozess miteingebunden um diese digitale Lösung so nah wie möglich an die Bedürfnisse und Anforderungen der potentiellen User*innen anzupassen. Mit diesem Ansatz der partizipativen und inklusiven Forschung soll dem Risiko vorgebeugt werden, das Endprodukt an der Zielgruppe „vorbei“ zu entwickeln und es stattdessen direkt mit dieser gemeinsam zu entwerfen.

Das MCI | Die Unternehmerische Hochschule® in Innsbruck bildet im Projekt einen zentralen wissenschaftlichen Partner in einem Dreiländer-Konsortium, in dem insgesamt vier wissenschaftliche Institutionen, drei IT-Unternehmen und 14 Sozialeinrichtungen zusammenarbeiten, um eine digitale Endlösung zu entwickeln. Das Konsortium hat es sich zum Ziel gesetzt, dass Barrierefreiheit, Usability und Anti-Diskriminierung die Grundprinzipien dieser Entwicklung sein sollen und dass ein sensitiver Blick auf die Diversitätsdimensionen – wie Alter, Geschlecht, Inklusion, Gesundheit, Status, Sprache und Region und deren intersektionelle Verstärkung – gewahrt bleibt. Die Projektleiterin, FH-Prof.in Dr.in Eva Fleischer meint hierzu: „Die Digitalisierung ist ein Zukunftsthema auch in der Sozialen Arbeit. Mit diesem Projekt bietet sich die Chance, die professionelle Perspektive der Sozialen Arbeit auf soziale Probleme und die Expertise im Bereich Partizipation bei der Entwicklung von Tools von Beginn an miteinbeziehen.“

Letztlich soll am Ende des Projektes ein Best-Practice-Beispiel stehen, das so vielen Menschen wie möglich Zugang zu sozialen Unterstützungsleistungen eröffnet und sichert. Während des partizipativen und inklusiven Forschungsprozesses soll aber nicht nur ein neues Produkt entstehen. Gleichzeitig geht es um die Vernetzung von unterschiedlichen Personengruppen, Institutionen und Entscheidungsträgern auf verschiedenen Ebenen sowie das Anstoßen eines Reflexionsprozesses, welcher auch nicht-digitale Lösungen mitdenkt. „Das Projekt hat viele unterschiedliche Facetten, von welchen sehr viele Personen profitieren werden. Am meisten jedoch die Betroffenen, welche durch Ungerechtigkeiten aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden und durch dieses innovative Produkt ihre Situation verbessern können“, schließt FH-Prof. Dr. Belachew Gebrewold, Leiter des Departements für Soziale Arbeit am MCI, an die Herangehensweise des Projektes an.

Eva Fleischer fasst den Kern des Projekts so zusammen: „Alle Menschen, die mit sozialen Problemen konfrontiert sind, sollen einen niederschwelligen, einfachen Zugang zu den Unterstützungsleistungen haben, die sie brauchen. Gemeinsam entwickelte digitale Tools können hier einen großen Beitrag zur Chancengerechtigkeit leisten. Gleichzeitig müssen aber auch die Grenzen der Digitalisierung reflektiert werden, auch hier bietet das Projekt wertvolle Impulse.“ 

Eckdaten Ausschreibung: Laura Bassi 4.0, 2. Ausschreibung

Projektlaufzeit: von 1. April 2021 bis 31. März 2024

 

Projektpartner*innen:

Wissenschaft:

  • Universität Innsbruck
  • Fachhochschule Vorarlberg
  • ifz Salzburg
  • MCI | Die Unternehmerische Hochschule®

IT-Branche:

  • ICC Werbeagentur GmbH & Co KG
  • M-Pulso GmbH
  • Michael Holzknecht

Sozialeinrichtungen:

  • AQUA Mühle Vorarlberg
  • Diakonie Flüchtlingsdienst (Salzburg)
  • DOWAS für Frauen (Tirol)
  • Frau & Arbeit (Salzburg)
  • IFS Vorarlberg
  • Lebenshilfe Tirol
  • Offene Jugendarbeit Dornbirn
  • ÖZIV Tirol
  • Pro Mente Salzburg
  • Schuldenberatung Tirol
  • Verein für Obdachlose (Tirol)
  • Volkshilfe Tirol
  • unicum:mensch (Tirol/Salzburg)
  • Zentrum für MigrantInnen in Tirol