Das Department Soziale Arbeit nutzte kürzlich die Gelegenheit, sich im Rahmen eines Workshops vertieft mit Dynamiken der Radikalisierung auseinanderzusetzen. Mit dem Format konnte ein konzentrierter Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft stattfinden.
Geleitet wurde der Workshop von zwei Experten der Beratungsstelle Radikalisierung des Kompetenzzentrums für Islamismusprävention und Deradikalisierung (KID) des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg.
Ole Hinrich Bassen, Soziologe, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, Vorträge und die Hotline im KID, brachte eine analytische Außenperspektive auf Diskurse, Narrative und mediale Dynamiken im Kontext von Islamismus ein.
Alexey Manevich, Sozialpädagoge und Psychologe mit langjähriger Erfahrung in Suchtberatung und forensischer Psychiatrie, arbeitet seit 2016 im KID in der operativen Einzelfallarbeit. Er fokussierte praxisnahe Interventionsstrategien und die Schnittstellen zwischen individueller Biografie, psychosozialen Stressoren und gruppendynamischen Prozessen.
Inhaltlich wurden theoretische Erklärungsmodelle mit konkreten Fallbeispielen verknüpft. Ein besonderer Fokus lag auf der Ästhetik extremistischer Kommunikationsformen und der Frage, wie diese – auch jenseits rein digitaler Kontexte – Einstiegs- und Bindungseffekte erzeugen können. Die Fallarbeit zeigte, wie mehrdimensionale Risikokonstellationen aus persönlichen Krisen, Marginalisierungserfahrungen, Suchtproblematiken oder forensischen Vorgeschichten in Wechselwirkung mit ideologischen Angeboten Radikalisierungsdynamiken begünstigen.
Herausgearbeitet wurden Früherkennungsmerkmale, Abgrenzungen zwischen non-konformem Verhalten und ideologisch motivierter Gewaltbereitschaft sowie Interventionspfade. Die Referenten betonten die Notwendigkeit differenzsensibler Diagnostik: Nicht jeder Provokationsakt ist ein Frühindikator; sorgfältige Kontextualisierung bleibt zentral.
Implikationen für Lehre und Studium
Das Team des Departments Soziale Arbeit reflektierte, wie Lehre Räume für kontroverse Debatten eröffnen kann, ohne Normalisierung extremistischer Inhalte zu riskieren, und zugleich didaktische Leitplanken etabliert. Für die Studierenden wurden Vorgehensweisen bei Sorgehinweisen, klare Zuständigkeiten und Schnittstellen zu externen Angeboten systematisiert; ausdrücklich empfohlen wurde, sich bei Fragen frühzeitig an das KID oder vergleichbare Stellen zu wenden.
Im Anschluss an den teaminternen Workshop wurde das Format gezielt für Studierende geöffnet, um die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in die Lehre und den fachlichen Diskurs einzubringen. Es wurde zudem eine eigene Veranstaltung für unsere Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit sowie des Masterstudiengangs Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management angeboten. Darüber hinaus wurde die Teilnahme der Bachelorstudierenden im Rahmen der einschlägigen Lehrveranstaltung „Profession der Sozialen Arbeit“ konkret mit Lehrinhalten verknüpft.
Somit gelang es, den Studierenden nicht nur theoretische Grundlagen zu vermitteln, sondern diese auch gleichermaßen praxisnah zu rahmen, konkret durch die Einblicke in die Präventions- und Deradikalisierungsarbeit. Diese Verbindung von wissenschaftlicher disziplinärer Expertise, professioneller Reflexion und praxisnaher Anwendung ermöglichte einen besonders lebendigen und realitätsnahen Lernraum.
Die Studierenden profitierten von der Gelegenheit, aktuelle Ansätze der Radikalisierungsprävention direkt mit Fachleuten aus der Praxis zu diskutieren, kritische Fragen zu stellen und eigene Handlungsperspektiven im professionellen Kontext Sozialer Arbeit zu reflektieren. Damit stärkt das Department Soziale Arbeit die Fähigkeit der Studierenden, komplexe gesellschaftliche Phänomene bereits im Studium analytisch zu erfassen und professionell zu bearbeiten – zentrale Kompetenzen für die zukünftige Berufspraxis.
Eindrücke des Workshops „Radikalisierung und gesellschaftlicher Wandel“ am Department Soziale Arbeit © MCI/Department Soziale Arbeit
Soziale Arbeit | Bachelor
Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management | Master
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