Erfahrungsbericht: Barrierefreies Auslandssemester

Date 28.10.2025

Mit körperlichen Einschränkungen ins Ausland – die Erasmus+ Inklusionsunterstützung macht es möglich!

Wer bist du, was studierst du und wohin ging dein Auslandssemester?

Mein Name ist Sandro Wechselberger, ich bin 30 Jahre alt und studiere am MCI Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement. Für mein Auslandssemester durfte ich an die ISCTE – University Institute of Lisbon gehen. Nach einem Unfall lebe ich mit einer inkompletten Querschnittlähmung und bin auf Gehhilfen angewiesen.

Warum hast du dich für ein Auslandssemester entschieden – und warum gerade Lissabon?

Ich war anfangs hin- und hergerissen, ob ich tatsächlich ein Semester im Ausland verbringen sollte, denn ein solcher Schritt bedeutet immer einiges an Organisation und Aufwand, nicht nur mit einer körperlichen Einschränkung. Gleichzeitig wollte ich mir selbst beweisen, dass eine Behinderung kein Hindernis für internationale Erfahrungen sein muss.

Meine Entscheidung fiel schließlich auf Lissabon, da Portugal am europäischen Festland liegt und ich somit mit dem Auto anreisen konnte. Das war praktisch, um meine benötigten Hilfsmittel mitzunehmen und vor Ort flexibel zu bleiben, auch wenn ich glaube, dass eine Anreise mit dem Flugzeug ebenfalls gut machbar gewesen wäre. Besonders hilfreich war, dass mich eine Begleitperson bei der Anreise und in den ersten Tagen unterstützte, vor allem beim Einzug und bei organisatorischen Dingen.

Wie wurdest du bei der Vorbereitung unterstützt?

Ich wurde durch das Erasmus+ Mobility Programm und die OeAD – Agentur für Bildung und Internationalisierung – finanziell unterstützt. Ohne diese Förderung wäre vieles nicht möglich gewesen. Das International Office am MCI war großartig und hat mich bei der Antragstellung und Vorbereitung umfassend unterstützt.

Vor dem Auslandssemester habe ich außerdem alle wichtigen medizinischen Termine erledigt, um gut abgesichert zu sein. So banal es klingt, aber es gibt Schöneres, als im Auslandssemester plötzlich wegen Zahnschmerzen behandelt werden zu müssen. Generell empfehle ich, mit der Hausärztin oder dem Hausarzt frühzeitig das Gespräch zu suchen, um zu klären, wie man während des Aufenthalts im Ausland am besten versorgt bleibt.

Hilfreich war auch die Möglichkeit, benötigte Hilfsmittel per Post nach Lissabon zu schicken, eine Option, die man unbedingt im Vorfeld bedenken sollte. Und auch wenn ich es selbst nicht genutzt habe: Ein Vorabbesuch zur Einschätzung von Wohnsituation und Barrierefreiheit kann sehr hilfreich sein und wird sogar finanziell unterstützt.

Gab es besondere Herausforderungen – und wie bist du damit umgegangen?

Ja, einige. Die Wohnungssuche war herausfordernd, da „barrierefrei“ nicht immer wirklich barrierefrei bedeutet. In meinem Fall stellte sich etwa heraus, dass ein Aufzug nur privat nutzbar war. Solche Situationen erfordern Geduld und Improvisation, aber mit Kommunikation findet sich meist eine Lösung.

Wie hast du die Barrierefreiheit an der ISCTE und in Lissabon erlebt?

Die ISCTE war weitestgehend barrierefrei. Besonders cool fand ich, dass es dort neben Aufzügen und Treppen auch lange Rampen gibt, über die man zwischen den Stockwerken wechseln kann, eine einfache, aber großartige Lösung, die Selbstständigkeit ohne zusätzliche Hilfsmittel ermöglicht.
Lissabon selbst ist mit seinen vielen Hügeln und Stufen natürlich herausfordernd. Besonders die Altstadt Alfama stellt barrierefrei eine echte Herausforderung dar, doch mit Planung und Unterstützung ist vieles möglich.

Welche Erfahrungen haben dich besonders geprägt?

Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, und die ein oder andere Freundschaft besteht bis heute. Inhaltlich war es spannend, im Studium neue Perspektiven zu erleben, etwa auf europäische und globale Herausforderungen aus portugiesischer Sicht. Diese Vielfalt hat mich persönlich und akademisch sehr bereichert.

Was möchtest du anderen Studierenden mit Behinderungen mitgeben?

Macht es! Es braucht Mut und Vorbereitung, aber es lohnt sich absolut. Jedes Auslandssemester von Studierenden mit Behinderungen schafft Sichtbarkeit und trägt dazu bei, dass Barrieren abgebaut werden, sowohl physisch als auch in den Köpfen. Und jedes Mal, wenn jemand diesen Schritt geht, wird der Weg für andere ein Stück leichter.

Dein persönliches Highlight in Lissabon?

Ganz klar: die Wälder von Sintra. Fast dschungelartig, grün und mystisch, einfach sehr schön. Dort mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, war für mich ein echtes Freiheitsgefühl.

Würdest du es wieder tun?

Definitiv ja! Es war eine sehr coole Zeit, die mir niemand mehr nehmen kann.

 

Lieber Herr Wechselberger, herzlichen Dank für die wertvollen Einblicke. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre weitere akademische Laufbahn.

<p>In Nazare können im Winter die größten Wellen der Welt gesichtet werden © Wechselberger</p>

In Nazare können im Winter die größten Wellen der Welt gesichtet werden © Wechselberger

<p>Die Gassen der Altstadt Lissabons können eng und steil werden © Wechselberger</p>

Die Gassen der Altstadt Lissabons können eng und steil werden © Wechselberger

<p>Barrierefreies Design der ISCTE © Wechselberger</p>

Barrierefreies Design der ISCTE © Wechselberger

<p>Die Wälder von Sintra sind definitiv einen Besuch wert © Wechselberger</p>

Die Wälder von Sintra sind definitiv einen Besuch wert © Wechselberger

<p>In Nazare können im Winter die größten Wellen der Welt gesichtet werden © Wechselberger</p>
<p>Die Gassen der Altstadt Lissabons können eng und steil werden © Wechselberger</p>
<p>Barrierefreies Design der ISCTE © Wechselberger</p>
<p>Die Wälder von Sintra sind definitiv einen Besuch wert © Wechselberger</p>
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