09. April 2021

Forschungsprojekt zu Armutsdynamik unter COVID-19

Die Auswirkungen der pandemiebedingten Maßnahmen in Österreich sind aktuell bereits in weiten Bereichen der Gesellschaft sicht- und spürbar. Zu beziffern sind die unmittelbaren Auswirkungen nur schwer, jedoch wird anhand der Arbeitslosenzahlen deutlich, dass sie weitreichend und massiv sind.

So sind im Dezember 2020 insgesamt 520.919 Menschen ohne Arbeit, rund 113.000 Personen mehr als im Dezember des Vorjahres. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen um 37.000 Personen auf 136.3620 erhöht. Österreichweit sind mit Dezember 2020 beinahe 420.000 Personen in Kurzarbeit. Mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen mussten aufgrund der Pandemie mit Lohneinbußen, die vorwiegend aufgrund von Kurzarbeit zustande kamen/kommen, leben. Schon während des ersten Lockdowns standen 30 % der Haushalte nur ein geringeres Einkommen zur Verfügung. Weiter wurde die Zunahme armutsgefährdeter Familien schon im Frühjahr 2020 deutlich und verstärkte sich im Jahresverlauf zusehends. Tirol ist von diesen Entwicklungen massiv betroffen. Im Vergleich zu Dezember 2019 waren mit Dezember 2020 um 145.4 % mehr Personen arbeitslos oder in Schulungen des AMS zu verzeichnen. Der Zuwachs bei langzeitbeschäftigungslosen Arbeitslosen liegt in Tirol bei 76.4 % seit Dezember 2019. Die Pandemie als exogener Schock für die Gesundheits- und Sozialsysteme stellt auch eine langfristige Herausforderung auf individueller Ebene dar.

Im Zuge des Projektes soll jenen Menschen eine Stimme gegeben werden, die in den letzten Monaten ihre Arbeit verloren haben, unter starken finanziellen Druck geraten und deren Einkommens- oder Ausbildungsmöglichkeiten weggebrochen sind. Es geht um das Erfassen von Armutserfahrungen, Prekarisierung, Abstiegsängsten bzw. -erfahrungen, Wohnungsverlust oder die Sorge davor. Aber auch resiliente Strategien im Umgang mit diesen Ereignissen unter den krisenhaften Entwicklungen und Auswirkungen der Pandemie sollen beleuchtet werden. Wie haben betroffene Personen/Familien Zugriff auf verschiedene Ressourcen und wie können sie diese in schwierigen Situationen nutzen und verwalten? Der Einfluss sozialer Netzwerke gerät hier ebenso in den Blick wie die vorhandene wohlfahrtsstaatliche Infrastruktur oder individuelle Praktiken des Sparens, der Konsumvermeidung (worauf muss verzichtet werden, wie wird priorisiert) oder Nachbarschaftshilfe.

Anhand einer qualitativen Befragung soll der Input von Betroffenen, aber auch beratenden Instanzen aufgearbeitet und analysiert werden. Das Team im Center for Social and Health Innovation am MCI ist auf Unterstützung angewiesen und lädt deshalb dazu ein, mit uns darüber zu sprechen, welche Erfahrungen zu dem Thema gemacht wurden.

Mit April 2021 beginnt das 9-monatige Projekt und die Arbeit an dieser Thematik in Form von qualitativen Interviews mit ehemals wie aktuell Betroffenen und auch beratenden Instanzen.

Neben den Interviews gibt es die Möglichkeit, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Alle weiteren Informationen finden Sie hier.

Projektpartner: Arbeiterkammer Tirol, Team Österreich Tafeln, Unicum:mensch Tirol

Personen, die ihre Erfahrungen gerne teilen möchten, können sich mit Lukas Kerschbaumer, BA, MA und Sascha Gell, BA, MA in Verbindung setzen:

Projektleiter Lukas Kerschbaumer, BA, MA
Hochschullektor
Center for Social and Health Innovation
+43 512 2070 – 7421
lukas.kerschbaumer@mci.edu

Sascha Gell, BA, MA
Projektmitarbeiter
Center for Social and Health Innovation
+43 512 2070 – 7423
sascha.gell@mci.edu

 

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Forschungsprojekt Armutsdynamik. Foto: ©MCI_Kasper

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