03. Mai 2021

Werden Menschen mit Behinderungen in Tirol während der Coronakrise vergessen?

Forschungsprojekt über „Sozialraumorientierte und inklusiven Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Grenzregion Bayern – Tirol" der Diakonie Rosenheim und des MCI

Eigentliches Ziel des seit April 2020 durchgeführten Projekts ist die Verbesserung der Versorgung von erwachsenen Menschen mit Behinderungen in den Bereichen „Arbeit / Bildung“, „Wohnen“ und „Freizeit“ innerhalb der Grenzregion ‚Bayern – Tirol‘. Im Fokus stehen dabei Menschen mit Lernschwierigkeiten, Körper- und Sinnesbehinderungen sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Mittel- und langfristig soll der Aufbau und die Intensivierung von grenzübergreifenden, bedarfsgerechten, barrierefreien Angeboten zu einer synergetischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen beitragen und die Grenzregion als inklusionsfreundlichen Sozialraum stärken. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen des EU-Programms „INTERREG Österreich – Bayern 2014 – 2020“.

Wenngleich die Maßnahmen zum Schutz von Menschen mit Behinderungen aus den besten Intentionen erwachsen sind,  zeigen die Ergebnisse, dass die generelle Einstufung von Menschen mit Behinderungen während der Corona Pandemie als Risikogruppe als „nicht angemessen“ kritisiert und vielfach als Einschränkung der Selbstbestimmung empfunden wird. Es wird von umfangreichen Einschränkungen berichtet, welche die soziale Isolation verschärfen und den bisherigen Inklusionserfolgen entgegenwirken. Es kommt zu Personalengpässen in der Versorgung und Betreuung, bspw. aufgrund von Quarantänemaßnahmen, dem Wegfall von Arbeitsplätzen und Tagesstrukturen oder reduzierten Mobilitätsangeboten. Die Aufrechterhaltung vieler Angebote hängt sehr stark von der Motivation der einzelnen Verantwortlichen ab. Angehörige sehen sich durch die Übernahme von zusätzlichen Pflege- und Versorgungsleistungen vor organisatorische und finanzielle Probleme gestellt. Betroffene, Angehörige und Dienstleistern bemängeln die fehlende Transparenz im Krisenmanagement. Unsicherheit und schwierige Planbarkeit sind die Folge. Folgende Verbesserungsvorschläge wurden aus den Interviews abgeleitet:

  • Partizipative Entwicklung von diversifizierenden, Unterschiede anerkennenden Einstufungsprozessen
  • Etablierung von Krisenteams in Einrichtungen und krisensicherer Ressourcenplanung
  • Ausbau von Bewegungsräumen in Einrichtungen
  • Etablierung eines Auffangnetzes für Angehörige, das kurzfristig bei Minderleistungen von Einrichtungen einspringt.

Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus weitere Problemfelder auf: Informationsmanagement, Defizite bei Mobilitätsangeboten, Arbeitsmarktinklusion, Grad der Behinderung und Digitalisierung. 

Die gewonnenen Erkenntnisse sowie die daraus abgeleiteten Handlungsfelder und -Empfehlungen werden auf der Projekt-Webseite www.interreg-bayern-tirol.info zur Verfügung gestellt.

Für weitere Fragen steht Ihnen Lukas Kerschbaumer, BA, MA sehr gerne zur Verfügung:

Projektleiter Lukas Kerschbaumer, BA, MA
Hochschullektor
Center for Social & Health Innovation
+43 512 2070 – 7421
lukas.kerschbaumer@mci.edu

Artikel teilen

Forschungsprojekt Menschen mit Behinderung in Tirol während der Coronakrise. Foto: ©pixabay

Das könnte Sie auch interessieren